Der Begriff Digitalisierung ist nicht eineindeutig definiert, deshalb hier meine Interpretation von Digitalisierung:
Digitalisierung bedeutet nicht nur die „Digitalisierung“ der Prozesse im Unternehmen, sondern auch die digitale Einbeziehung der Kunden, Lieferanten und ggfls. ganz neuer Zielgruppen.
Was bedeutet das konkret?
Digitalisierung 1. Stufe
In der 1. Stufe der Digitalisierung werden die Prozesse im Unternehmen digital „verbunden“. Es gibt zwar Softwarehersteller wie z.B. SAP, Navision und viele mittelständische Lösungsanbieter, die die gesamten Prozessketten abdecken, aber dennoch bestehen weiterhin digitale „Lücken“.
Umso kleiner die Unternehmen sind, umso geringer ist meist der Grad der Digitalisierung. Zwischen den ERP, MES und PLM-Lösungen gibt es noch reichlich digitale „Lücken“ die geschlossen werden müssen. Deshalb werden Schnittstellennormungen in den nächsten Jahren auf den Weg gebracht werden, damit die Verbindung der „IT-Welten“ auch umgesetzt werden kann.
Die Nutzung von Smartphones, Tablets und App`s gehören noch in die 1. Stufe der Digitalisierung und es wäre falsch, sie als den schon erfolgreich vollzogenen Prozess in die Digitalisierung zu postulieren.
Die 1. Stufe der Digitalisierung wird von den meisten Unternehmern noch verstanden und kann nachvollzogen werden – der 2. Schritt allerdings weniger, obwohl er disruptive Veränderungen anstoßen wird.
Digitalisierung 2. Stufe
Die 2. Stufe ist parallel partiell umgesetzt und es gibt einige Beispiele die uns ahnen lassen welche umwälzenden Veränderungen in die Wege geleitet werden.
Im Rahmen der Digitalisierung fallen Daten an, die nicht nur für die Kunden interessant sind, sondern ggfls. auch für neue Zielgruppen. Das bedeutet, dass zwischen Rohstofflieferanten, Zulieferer, Produzenten, Dienstleister, Handel, Logistik, Kunden, Neukunden ein neues „Beziehungs- und Informationsnetz „geflochten“ wird, dass neuartige Leistungen / Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten ermöglicht.
Welche Auswirkungen hat das auf die IT-Branche?
- Es werden Berater, Produktmanager, Product-owner gesucht, die den Weitblick haben, neue Geschäftsmodelle zu entwerfen.
- Unternehmen benötigen wieder eine eigene IT, um die Digitalisierung voranzutreiben
- Unternehmen benötigen eine agile Unternehmenskultur und agile Berater, um derartige Konzepte zu entwerfen und nicht nur eine agile Softwareentwicklung
- Best of breed-Lösungen – einst totgesagt – werden ein Revival erleben, weil Unternehmen die Vorteile ihres Branchen know how`s nutzen müssen, um im Markt zu überleben
- SAP- Anwender werden zunehmend best-of-breed-Lösungen (non-SAP) einsetzen, um sich gegenüber den Standard-Lösungen abzusetzen
- Schnittstellen-Normen werden die Digitalisierung beschleunigen und Chance und Risiko für Lösungsanbieter werden
Der Autor Andreas Barthel unterstützt mittelständische IT-Unternehmen in der strategischen Ausrichtung, im Unternehmens-zu und -verkauf, sowie in der Unternehmensbewertung.